neuebilder \\\ frank schumacher

 

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Die Welt ist nicht genug. Posthuman gleiten die halluzinierenden Objekte durch die raumlose Vorkriegszeit und Hedonisten rauschen durch die lichterlosen Nächte des Tagtraums, gleich einem subjektiven Reiten auf den Wellen der Schwerelosigkeit. Fotografische Anordnungen und Untersuchungen der Lebenswelten, als Dokumente und Entwürfe in den Inszenierungen von Möglichkeiten und Dispositiven in Gesellschaften/ Politiken/ Kulturen/ Medien/ werden in den hier publizierten Projektauszügen gegenüber gestellt, heterogen wie ihre Bildautorinnen und -autoren. Verbildlichung in der Zeit befindlicher Ströme und Strahlen, zeitlose Wiederholungen im Kreislauf der Bildgeschichte. Fotografie wird zuerst als eine Art der Wahrnehmung, des Sehens von Realitäten und ihrer fiktiven Interpretationen benutzt, als das Medium bildsprachlicher Kommunikation und parallel ermöglicht die inverse Bildersuche im Datenstrom ein Arbeiten gegen die Amnesie und das Verschwinden. Weiße Blasen und Mehlpulver, wie ein Schleier darüber. Stereotypen. Die Vorstellungskraft eilt dem Original voraus. Dystopie, Utopie? Kill your darlings. Ohne Worte.

Geigen

 

 

 

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„Die Fotografie ist unser Exorzismus. Die primitive Gesellschaft hatte ihre Masken, die bürgerliche Gesellschaft ihre Spiegel. Wir haben unsere Bilder. Durch das Bild erzwingt die Welt ihre Diskontinuität, ihre Zerstückelung, ihre künstliche Augenblicklichkeit. Die Intensität des Bildes entspricht exakt seiner Ablehnung des Realen, seiner Erfindung einer anderen Szene. Aus einem Objekt ein Bild zu machen heißt, all seine Dimensionen nach und nach zu entfernen: das Gewicht, die Räumlichkeit, den Duft, die Tiefe, die Zeit, die Kontinuität und natürlich den Sinn. Nur um den Preis dieser De-Inkarnation gewinnt das Bild diese Kraft der Faszination, wird es Medium der reinen Objekthaftigkeit, wird es durchlässig für eine subtile Art der Verführung.” (Jean Baudrillard: Denn die Illusion steht nicht im Widerspruch zur Realität (1998), in: Bernd Stiegler (Hrsg.): Texte zur Theorie der Fotografie, 2010)